Konsum

Konsum, das heißt im weitesten Sinne der Verbrauch und die Nutzung von Gütern und Dienstleistungen, wird heutzutage nicht nur deshalb als notwendig erachtet, weil wir damit Grundbedürfnisse, wie Nahrung und Kleidung, und auch persönliche Bedürfnisse, wie Unterhaltung und künstlerische Betätigung, befriedigen können; unsere heutige Wirtschaft basiert auf Menschen, die für diesen Konsum Geld bezahlen.
Während einige Suffizienzansätze aus dem Bereich „Konsum“ nur Teile unseres heutigen Wirtschaftens, wie die Verwendung von minderwertigen Materialien oder geplante Obsoleszenz, in Frage stellen und kritisieren, verlangen andere einen starken Paradigmenwechsel, wie den des Ansatzes „Nutzen statt Besitzen“ oder einer neuen nicht geldbezogenen Bewertung von Gütern. Fast alle haben jedoch gemeinsam, dass sie zumindest die negativen Folgen des Konsums und dabei vor allem den am Ende anfallenden Müll und die Schäden durch die Ressourcengewinnung reduzieren wollen.

Von Anfang an kein Müll

Die einfachste Möglichkeit anfallenden Müll zu reduzieren, ist natürlich die, gar keinen zu produzieren. Für immer mehr Menschen ist der Mehrwegbeutel aus Stoff oder dickerem Plastik zum normalen Einkaufsutensil geworden, spätestens seitdem Plastiktüten in den meisten Supermärkten nicht mehr umsonst mit ausgehändigt werden. 1999 hat die Einführung der Plastiktüten-Abgabe in Irland dazu geführt, dass 2010 pro Kopf 20mal weniger Plastiktüten verbraucht wurden.
Auch die Verwendung von Einweg-Plastikwindeln resultiert in Unmengen an Müll. Stoffwindeln hingegen, verursachen nicht nur keinen Müll, weswegen in Bayreuth und einigen österreichischen Gemeinden sogar Windelgutscheine ausgegeben werden, sondern sparen bei richtiger Handhabung auch noch Energie. Wem Waschen und Trocken zu viel Aufwand sind, kann in manchen Städten Dank Windel-Wasch-Service die Vorteile von Stoff- und Einweg-Windeln vereinen.

Lebensdauer erhöhen

Ein weiteres Problem ist, dass viele Gegenstände, oft schon bevor sie kaputt sind,  auf Grund von Bedürfnis- und Interessensänderungen der Nutzenden für diese den Wert verlieren und entsorgt werden.
Dabei könnten diese Gegenstände oftmals noch von anderen als wertvoll erachtet und weitergenutzt werden und so die Produktion und damit Energie eingespart werden. Schon lange wird die Idee der Weitergabe und -nutzung in Form von Second-Hand-Läden realisiert. Diese waren früher vor allem für Menschen mit finanziell beschränkten Mitteln eine Möglichkeit Gebrauchsgegenstände und Kleidung günstiger zu erstehen. Unterstützung bei der Entrümpelung und Weiterverteilung wird dabei oft von gemeinnützigen Vereinen, die diese Läden oftmals betreiben, angeboten. Zunehmend finden sich aber auch Konzepte, wie (Kleider-)Tauschparties, die durch Tauschen oder Verschenken die Möglichkeit geben auch ohne Geld (s. u. „Zeit statt Geld“) Gegenstände zu erwerben oder an andere weiterzugeben.
Für Gegenstände, die wirklich nicht mehr funktionieren und schon vor der gewünschten Nutzungsdauer kaputt sind, stellt sich dann aber oftmals doch das Problem, dass kommerziell angebotene Reparaturen teurer als ein Neukauf sind. Daher gibt es immer mehr Angebote, wie Fahrradselbsthilfewerkstätten und Repair- Cafés, die darauf abzielen, dass Gegenstände, mit Unterstützung von Fachkundigen, selbst repariert werden können.
Eine Reparatur ist aber oft nur dann möglich, wenn das Gerät an sich nicht aus zu minderwertigen Materialien hergestellt wurde und Einzelteile austauschbar sind. Da Gegenstände aus höherwertigen Materialien eher teurer sind, besteht eine weitere Idee darin, das Angebot langlebigere Produkte auf Raten kaufen zu können, auszuweiten. Damit könnten sowohl die Herstellenden, die immer noch den höheren Preis erzielen könnten, als auch die Kaufenden, für die sich der höhere Preis durch die längere Nutzungszeit relativiert, profitieren. Um solche Produkte zusätzlich auch leichter reparieren zu können, gibt es immer mehr Ideen Geräte modular zu konstruieren, so dass diese nicht nur besser an die unterschiedlichen Nutzungsbedürfnisse angepasst, sondern auch kaputte Teile ausgetauscht werden können und nicht das komplette Gerät entsorgt werden muss.

Kreativ werden: Selber machen, Re- und Upcycling

Selbst Hand anzulegen kann aber nicht nur Reparaturkosten senken, sondern auch eine höhere Wertschätzung für den reparierten Gegenstand hervorrufen. Dieser Effekt kann auch beim Eigenbau von Möbeln und anderen Gegenständen beobachtet werden. Zusätzlich können Nutzungsansprüche und – Bedürfnisse nicht nur besser berücksichtigt, sondern auch die Langlebigkeit durch die Wahl der Materialien beeinflusst werden. In offenen Werkstätten werden hierfür nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch Spezialwerkzeug und oftmals auch fachkundige Unterstützung angeboten. Im Internet finden sich passend dazu immer mehr kreative und einfache Selbst-Bau-Pläne und Anleitungen. Durch Re- und Upcycling von alten Gegenständen und Materialien, können dabei Kosten und Müll eingespart werden. Nach dem Motto „aus Alt mach Neu“ besteht zusätzlich die Möglichkeit Gegenständen einen neuen Glanz oder Sinn zu geben. So kann durch An- und Umnähen die langweilig gewordene eigene Kleidung aufgepeppt und ein Neukauf vermieden werden. Wer nicht nähen kann, findet auch hier immer häufiger spezielle Nähkurse und -werkstätten, die sich diesem Thema gewidmet haben.

Nutzen statt Besitzen

Vor allem bei Gegenständen, die nach ihrer Nutzung für uns, nicht aber für andere, an Wert verlieren oder bei solchen, die wir nur selten oder nur einmal benutzen, erkennen immer mehr Menschen, dass wir zur Befriedigung eines Bedürfnisses oftmals einen Gegenstand nutzen wollen, diesen aber nicht unbedingt besitzen müssen. Werden diese Gegenstände weitergegeben oder getauscht, das heißt von vielen statt nur einer Person genutzt, kann, unter Berücksichtigung der „Reisekosten“ des Gegenstandes, eine Menge Energie eingespart werden, weil nur noch ein Gegenstand und nicht eine Vielzahl des Gleichen produziert werden muss. Bibliotheken und Videotheken sind bekannte Beispiele dafür, wie Unterhaltungsmedien von mehreren Menschen nacheinander genutzt werden können. Weiter ermöglichen auch immer populärer werdende Optionen, wie offene Bücherschränke, in die man gelesene Bücher stellen oder aus denen man sich Bücher aussuchen kann, oder Plattformen, wie BookCrossing,  eine einfache Weitergabe und damit Mehrfachnutzung von Büchern.
Zu den Gegenständen, die in den meisten Privathaushalten eher selten genutzt werden, gehören vor allem Werkzeuge. Eine gemeinsame Nutzung kann dabei beispielsweise durch kommerzielle Angebote, wie dem Werkzeug-Verleih in Baumärkten, durch Leihläden, in denen sich eine Gruppe untereinander Gegenstände zur Verfügung stellt, oder den direkten Verleih zwischen Privatpersonen ermöglicht werden. In allen Fällen können dabei oftmals nicht nur Energie für die Produktion der Gegenstände, sondern auch Kosten für die Nutzenden eingespart werden, da sich die Anschaffungskosten auf viele verteilen und nicht mehr alleine getragen werden müssen. Dies ermöglicht auch spezielles und damit oft teureres Werkzeug zur Verfügung stellen zu können.

Zeit statt Geld

Ein anderer weitergehender Ansatz besteht darin, vor allem Dienstleistungen nicht mehr auf Grund ihres marktwirtschaftlichen Wertes zu beurteilen. In Tauschringen organisieren sich immer mehr Menschen, die ausgetauschte Dienstleistungen und Güter meist in einer für den Tauschring geschaffenen Währung bezahlen. Die Höhe des Preises für die erbrachte Dienstleistung und das Gut ist dabei meist an den zeitlichen Aufwand gekoppelt. Auf der Internetseite Zeit-statt-Zeug, wird diese neue Bewertung im Hinblick auf den Wert von Geschenken thematisiert und viele alternative Ideen zu materiellen Geschenken vorgestellt.

 
Projekttabelle

Suffizienzansätze Beispiele, weiterführende Links

Von Anfang an kein Müll

Mehrwegbeutel Plastiktüten-Abgabe
 Stoffwindeln Windelgutscheine (Bayreuth, Österreich)
Windel-Wasch-Service (Berlin)

Lebensdauer erhöhen

Gebrauchtes (ver-)kaufen Second-Hand-Läden
online : Rebuy, Kleiderkreisel
Gebrauchtes tauschen Kleidertauschparties
Gebrauchtes verschenken Schenkboxen
Umsonst-Läden
online (Berlin)
Unterstützung bei der Entrümpelung
langlebigere Produkte Kauf auf Raten ermöglichen
Modulare Geräte Phonebloks
 reparieren Repair- Cafés
Fahrradwerkstätten
(Berlin, Hamburg)

Kreativ werden: Selber machen, Re- und Upcycling

gebrauchte Materialien Materiallager (Berlin)
Re-/Upcycling Kleidung umnähen
selber machen offenen Werkstätten
Nähkurse und -werkstätten
Selbst-Bau-Pläne

Nutzen statt besitzen

Gebrauchsgegenstände und Werkzeuge Fairleihen
Leihläden (Berlin, Wien)
Werkzeug-Leasing
Unterhaltungsmedien Videotheken
Bibliotheken
BookCrossing
offenen Bücherschränke

Zeit statt Geld

Geschenk-Alternativen Zeit-statt-Zeug
Tauschringe